Biber (Castoridae) erkennen

Merkmale:

Biber bei der Fellpflege (Bildautor: Leo/fokus-natur.de)

Biber bei der Fellpflege (Bildautor: Leo/fokus-natur.de)

  • Kleine Ohren, kleine Augen, recht große, braune Nase – Sinnesorgane liegen auf einer Linie
  • Kompakter, plump wirkender Körper, stromlinienförmige Gestalt
  • Dichtes hell- bis dunkelbraunes, glattes und weiches Fell
  • Schwanz – breit, braun, abgeflacht, beschuppt und größtenteils ohne sichtbare Haare ("Biberkelle" bis 35 cm lang)
  • Schwimmhäute zwischen den Zehen der großen Hinterpfoten, Vorderpfoten wirken wie kleine Hände (fein- und fünfgliedrig), ohne Schwimmhäute
  • Dunkle Tasthaare (Vibrissen) an der rundlich-stumpfen Schnauze
  • Große orangefarbene Nagezähne (sind im Ruhezustand nicht zu sehen)
  • Größtes heimisches Nagetier: Körperlänge (ohne Schwanz) bis 95 cm (mit Schwanz bis 135 cm)
  • Gewicht 25 - 30 kg

Verwechslungsarten

Grundsätzlich können Biber mit den beiden invasiven gebietsfremden Arten Bisam (Herkunft: Nordamerika) und Nutria (Herkunft: Südamerika) sowie heimischen Fischottern verwechselt werden.

Bei den Bisam und Nutria kann eine Verwechslung hauptsächlich mit Jungbibern erfolgen, da die Größe, das Gewicht und die Schwimmhaltung bzw. Fortbewegung im Wasser noch ähnlich sind. Ausgewachsene Biber sind eindeutig größer. Bei schwimmenden Bibern sind nur Teile des Kopfes bzw. die Sinnesorgane und ein Teil des vorderen Rückens kurz oberhalb des Wasserspiegels zu erkennen. Eine Unterscheidung von schwimmenden Bibern und Nutria bzw. Bisam ist für Laien entsprechend kaum möglich.

Entscheidende Unterschiede:

Bisam: deutlich kleiner - höchstens 40 cm lang, seitlich zusammengedrückter, im Querschnitt ovaler Schwanz, beim Schwimmen ragt fast der gesamte Rücken aus dem Wasser, der Schwanz bewegt sich pendelartig hin und her.

Nutria: kleiner - höchstens 60 cm lang, im Querschnitt runder, schwarzer Schwanz, auffällig weiße Tasthaare, weiß abgesetzte Lippen und Wangen, eher struppig wirkendes Fell, beim Schwimmen ragen nahezu der gesamte Rücken und Schwanzansatz aus dem Wasser.

Eurasischer Fischotter: stromlinienförmiger, deutlich schlanker und langgestreckter, bis zu 90 cm langer Körper, starker, muskulöser bis zu 50 cm langer, runder und vollständig behaarter Schwanz, abgeflacht wirkender Kopf mit kräftigen Schnurrhaaren und sehr kleinen Augen und Ohren; helle Fellzeichnung von Unterkiefer über Wangen und Brust reichend.

Abbildung 2: Bisam (Bildautor: Pröhl/fokus-natur.de)

Abbildung 2: Bisam (Bildautor: Pröhl/fokus-natur.de)

Abbildung 3: Nutria (Bildautor: Pröhl/fokus-natur.de)

Abbildung 3: Nutria (Bildautor: Pröhl/fokus-natur.de)

Abbildung 4: Winterliche Fischotter im Freigehege (Bildautor: A.Lux)

Abbildung 4: Winterliche Fischotter im Freigehege (Bildautor: A.Lux)

Bauwerke und Anwesenheitszeichen des Bibers:

Damm: Biberdämme sind natürliche Querbauwerke, die dem Aufstauen von Wasser dienen, z.B. um die Biberburg tauchend erreichen zu können. Diese Dämme können sehr leicht mit angelandetem Treibgut in Gewässern verwechselt werden. Bei Biberdämmen werden vom Biber benagte Äste mit verbaut, welche als entscheidendes Merkmal dienen. Biber beginnen den Bau von Dämmen nicht mithilfe quer liegender Baumstämme, sondern setzen benagte Stammstücke senkrecht in das Gewässerbett.

Ist ein großer, umgestürzter Baum erkennbar, der quer im Fluss liegt und an dem sich Treibgut gesammelt hat, kann dies auch oft durch Sturmschäden entstanden sein und keinen Bezug zum Biber haben.

Burg bzw. Bau: Biberburgen sind die Wohnstätten der Biber. Sie haben ihren Eingang immer unter Wasser. Von dort aus graben sie unterirdisch Röhren, die mehrere Meter in die Ufer hineinragen. Die Decke der Röhren kann unter Umständen einstürzen. Passiert das, schichten Biber Gehölze auf das entstandene Loch und nutzen die Burg weiter. Diese "Stöckerhaufen" sind dann als Burg bekannt. Typisch dafür ist, dass tatsächlich vom Biber benagte Äste, aber auch Schlamm und andere Materialien mit zur Abdichtung des Lochs verwendet werden. Bricht dieser sogenannte "Erdbau" nicht ein, sind die Biberburgen von außen nicht zu sehen.

Abbildung 5: typische Biberburg (nicht immer gibt es derartig große Stöckerhaufen Bildautor: Steffen Hofmann)

Abbildung 5: typische Biberburg (nicht immer gibt es derartig große "Stöckerhaufen" Bildautor: Steffen Hofmann)

Ausstieg bzw. Wechsel: Aufgrund ihres Gewichts und ihrer behäbigen Form entstehen entlang von Wegen, die Biber regelmäßig nutzen, typische Pfade bzw. Wechsel. Da Biber aus dem Wasser an Land gehen und dabei nass sind, werden die Biberwege schnell matschig und sind dann recht leicht zu erkennen. Diese können entweder vom Wasser an Land und wieder zurückführen. Oder aber zwischen verschiedenen Gewässern hin und her. Durch ihre starken Krallen, können Biber auch mehrere Meter hohe und steile Ufer überwinden. Dabei entstehen sogenannte Biberrutschen.

Abbildung 6: Fällplatz mit Nagungen und Fällungen des Bibers (Bildautor: Steffen Hofmann)

Abbildung 6: Fällplatz mit Nagungen und Fällungen des Bibers (Bildautor: Steffen Hofmann)

Nagungen: Mit ihren starken Nagezähnen benagen Biber Gehölze und hinterlassen entsprechende Fraßspuren. Bevorzugt werden dabei Weichgehölze wie Weide, Pappel und Espen. Aber auch andere Bäume und Sträucher werden genutzt, sofern nicht als Nahrung, so zumindest als Baumaterial.

Typisch für Biber sind Nagespuren, bestehend aus einer oberen, kleineren Linie, welche durch das Verankern des Oberkiefers in dem Gehölz entsteht, sowie einer starken Linie unterhalb, welche durch das Abtragen der Rinde durch den mobilen Unterkiefer erfolgt. Die Spuren treten immer gemeinsam als Zahnspuren auf.

Dünne Äste/Triebe beißen Biber nahezu immer in einem Winkel von rund 45 Grad ab. Zusammen mit den Zahnspuren stellt dies ein wichtiges Unterscheidungskriterium gegenüber menschlichen Schnittaktivitäten, die auch rechtwinklig zur Wachstumsrichtung verlaufen können.

Je frischer Nagespuren an Gehölzen sind, desto heller sind sie gefärbt. Mit fortgeschrittenem Alter färben sie sich grau/gräulich.

Fällung: Bei stärkeren Bäumen benagen Biber den Stamm in der Regel ringsherum, sodass die typischen sanduhrförmigen Fraßbilder entstehen.

Verbreitung in Thüringen ab 1990:

Verbreitung in Thüringen ab 1990

Im Artensteckbrief (PDF) des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz finden Sie weitere Informationen zum Biber in Thüringen.